Vom 11. bis 12. September 2009 trafen sich im sachsen-anhaltinischen Köthen die fünf Präsidien der Ostdeutschen Karnevalsverbände im BDK. Präsidenten, Vizepräsidenten, Schatzmeister, Tanz-, Presse- sowie Jugendverantwortliche kamen zusammen, um in Erfahrungsaustausch zu treten, gemeinsame Ideen und Projekte zu entwickeln und somit den Karneval in Ostdeutschland weiter voranzubringen.

Ausrichter dieses außergewöhnlichen Treffens war die 1. Köthener Karnevalsgesellschaft, die den Narren ein buntes, vielseitiges und anspruchsvolles Programm anbot. Bereits am Freitagabend trafen sich die führenden Vertreter der Verbände zu einen geselligen Abend in den Vereinsräumen der Köthener Karnevalisten. Nach einer lockeren Vorstellungsrunde konnte die „Fettbemmenfete“ beginnen. Es wurde gegrillt und bei Musik geschunkelt und gefeiert. Von der Gitarre untermalt erklangen zu später Stunde landestypische Melodien. Getreu dem Motto „Musik verbindet“ sangen die Narren gemeinsam „Dat du min Leevsten büst“ für Mecklenburg-Vorpommern, „Sing mein Sachse sing“, den Sachsen-Anhalt-Walzer und das Rennsteiglied für Thüringen. Aufgrund der fortgeschrittenen Stunde und der kurzzeitigen Abwesenheit des Berlin-Brandenburgischen Präsidenten soll das „Fritze Bollmann-Lied“ beim kommenden G5 Gipfel umso lauter gespielt werden.

Das G5-Gipfeltreffen fand in dieser Zusammensetzung das erste Mal in der Geschichte der Landesverbände statt. Bisher trafen sich die Präsidenten jährlich zu Gesprächen. Jetzt war es an der Zeit, diese Runde auszuweiten und so die Arbeit der Verbände in den verschiedenen Bereichen zu fördern. Dass die Organisation eines solchen Treffens immer ein Kraftakt sei, bestätigte Ronald Mormann, Präsident der 1. Köthener Karnevalsgesellschaft. „Wir sind froh, dass namhafte Sponsoren uns unterstützt haben“ sagte er.

Erfahrungsaustausch

Nach dieser zünftiger Feier stand der Samstag ganz im Zeichen des Erfahrungsaustauschs und der gemeinsamen Arbeit. An runden Tischen kamen die Vertreter der einzelnen Bereiche in den Landesverbänden zusammen. Jede Arbeitsgruppe wurde durch fachkundige Experten des BDK unterstützt und mit nützlichen Informationen versorgt. So stand im Bereich Tanzsport die Themen Training, Schulungen und Tanzturniere im Vordergrund. Während sich die Schatzmeister der Verbände mit dem Steuerrecht auseinandersetzten, diskutierten die Pressesprecher medienwirksame Strategien und öffentlichkeitswirksame Themen. „gut war es auch einmal mit den Vertretern der anderen Verbände Erfahrungen in der täglichen Pressearbeit vor Ort auszutauschen. Es gab Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Umgang mit den örtlichen Medien und zahlreiche Tipps für die Erstellung von Presseinformationen und verbandsinternen Publikationen“, zog Walther Kassin, Präsident im Karnevalverband Berlin-Brandenburg, positiv Bilanz.

Überzeugungsarbeit leisten

Günther Bührichen, Präsident des Verbandes Sächsischer Carneval, nahm am Gespräch der Jugendvertreter teil. „Dort zeigt sich, dass man in den Verbänden ähnliche Probleme mit der Umsetzung der zentralen Vorgaben der Jugendarbeit hat. Nicht in jedem Verein ist das Verständnis ausgereift, dass die frühzeitige Jugendarbeit eine Grundlage für die weitere Arbeit in den Klubs und Vereinen zur Erhaltung unseres Brauchtums bildet. Hier gibt es noch eine ganze Menge Überzeugungsarbeit an der Basis zu leisten“, so Bührichen. Die Gedanken und Vorstellungen der neu gegründeten BDK-Jugend müssen nun schrittweise in die tägliche Vereinsarbeit einfließen. Gefragt seien hierbei nicht nur die Jugendleiter der Landesverbände, sondern der gesamte Vorstand.
Erfahrungsaustausch, Zusammenarbeit und die Geschlossenheit des ostdeutschen Karnevals sollen dem Karneval hierzulande höheres Gewicht verleihen und die Einzelinteressen bündeln, so die einhellige Meinung aller Beteiligten. Rund 900 Karnevalsvereine mit insgesamt zirka 100.000 Karnevalisten wurden beim G5-Treffen in der Bachstadt repräsentiert. Gerade das Arbeitstreffen hat die Arbeit der Verbände weiter vorangebracht. So bestätigte Karl-Heinz Krüger, Präsident des Karneval-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern: „Die Arbeit in den Gruppen war effektiv und zweckmäßig. Wieder einmal zeigte sich, dass der Erfahrungsaustausch die billigste Investition ist.“

Geselligkeit verbindet

Der Sonnabendnachmittag wurde gemeinsam genutzt, um Köthen zu erkunden. Unter prominenter Leitung von Johan Sebastian Bach begaben sich die Karnevalisten auf die Spuren der fast 900-jährigen stadtgeschichte. So erfuhren Sie vom fürstlichen Hofkapellmeister, der sieben Jahre in Köthen (1717-1723) gewirkt hatte und während dieser Zeit die sechs Brandenburgischen Konzerte komponierte, dass bereits zu seiner Zeit unter Fürst Leopold Karneval in Köthen gefeiert wurde.
Bei Empfang im Rathaus durch Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander wurde deutlich, dass Karneval und Politik in Köthen zusammengehören. „Es ist immer wieder schön, Anerkennung auch seitens der Politik für die ehrenamtliche Arbeit unserer Vereinsmitglieder zu bekommen“, freut sich Wolfgang Hotze, Präsident des Karneval Landesverband Sachsen-Anhalt.
Ein Höhepunkt des Rahmenprogramms für die Partner der Teilnehmer war der Besuch des Weltkulturerbes Wörlitzer Park, zu dem auch eine Kahnpartie gehörte. „Sehr informativ, etwas für Geist, Seele und Magen“, so das einheitliche Urteil der Teilnehmer des Ausfluges.
Den gelungenen Abschluss des Gipfeltreffens bildete schließlich der Gesellschaftsabend im Köthener Schloss. Gesangsgruppen aus Köthen und Schwenda sorgten für die musikalische Unterhaltung. Die Minicheerleader aus Köthen ließen deutlich erkennen, dass es keinerlei Nachwuchsprobleme im Karneval der Bachstadt gibt. Als historischer Überraschungsgast betrat schließlich Erich Honecker den Saal und begrüßte die „anwesenden Genossen“. Mit spitzer Zunge erinnerte der Saatsratsvorsitzende an vergangene Zeiten und ließ auch die Schwächen der gegenwärtigen Zeit nicht aus. Er schaffte es, mit Worten nostalgische Gefühle und Humor zu verbinden.

Herz und Energie organisiert

So fiel das Fazit der ostdeutschen Präsidenten einhellig aus: „Vom Klönabend mit Fettbemme über die Gespräche in den Arbeitsgruppen und das Rahmenprogramm bis zum Wetter war alles mit Herz und Energie organisiert. Wir sind ein ganzes Stück vorangekommen in unserer täglichen Arbeit für den Karneval“, lobt Michael Danz, Präsident des Landesverband Thüringer Karnevalvereine, den G5-Gipfel in Köthen.
Das kommende Gipfeltreffen wird in drei Jahren in Erfurt stattfinden. „Ein regelmäßiger Erfahrungsaustausch und stetige Kontakte sind für die gemeinsame Arbeit notwendig und nicht zu ersetzen“, bringt es Wolfgang Hotze auf den Punkt.

Katrin Kuhnt