Leinefelde, 10. Januar 2024 – Bereits zum 13. Mal fand am Mittwochabend in der Bonifatius-Kirche in Leinefelde der traditionelle Karnevalgottesdienst statt. Die katholische Messe, die von vielen Närrinnen und Narren sehnsüchtig erwartet wurde, bot auch in diesem Jahr wieder besondere Highlights, die die Gläubigen begeisterten.

Statt des üblichen Kyrie-Gebets eröffnete eine Rakete den Gottesdienst und rief somit symbolisch Gott in die Mitte der Karnevalsgemeinschaft. Ein bewegender Moment, der die Närrinnen und Narren vereinte.

Der Höhepunkt des Abends war zweifellos der Auftritt von Kevin Neon, bekannt vom Neustadt-Osteröder-Karnevalsverein e.V. Er präsentierte eine eigens für diesen Gottesdienst geschriebene Version seines Landesliedwettbewerb-Siegerhits „Fliegen“, was zu Gänsehaut bei den Mitfeiernden des Gottesdienstes führte.

Predigt:

Liebe Närrinnen und Narren, die ihr versammelt seid hier,

die fünfte Jahreszeit, den Karneval, den feiern wir.

In bunten Kostümen, mit Lachen und Scherzen,

verkünd‘ ich euch heute, was liegt mir im Herzen.

 

Denn zwischen den Masken und der Bütt,

der Ursprung dieses Festes soll nicht gehen verschütt.

Dass Feiern und Lachen zur Kirche gehört,

wohl das Weltbild manches Pfarrers zerstört.

 

Wie wir eben es in der Lesung vernommen,

es gibt eine Zeit für alles, nichts ausgenommen,

Eine Zeit zum Weinen, eine Zeit zum Lachen,

dies alles sind göttliche Sachen.

 

Drum soll die Predigt heut erklingen,

mit Reim und Witz, mög es gelingen.

Doch auch ihr alle seid gefragt,

ihr müsst mit rufen, dass ihr’s auch wagt.

 

Ich mach es vor, ihr macht es nach, so ist es Brauch,

ich stimme an und ihr ruft dann auch:

Möge Gott es hören, von Mann und Frau,

unser kräftiges: Helau!

 

Wie konnte es nur soweit kommen,

dass unsere Kirche es oft so streng genommen.

Gehört wird oft nur noch ihr ewiger Psalter

der überkommenen Moral vom Mittelalter.

 

Auf die Liebe zwischen Mann und Mann,

die Kirche legte ihre ew’gen Bann.

Doch im Dezember, welch Paukenschlag,

von Papst Franziskus ein Schreiben vorlag.

 

Der Pontifex erlaubt die Segnung aller Paare,

das war wohl die Nachricht der Jahre,

Der Vatikan erklärte erhobenen Hauptes,

etwas ungewöhnlich Entstaubtes.

 

Egal wie ihr steht, zu diesem Thema,

deutlich wird hier das immer gleiche Schema:

die einen sehen‘s so, die anderen verschieden,

da müssen wir zum Karneval keine großen Zänke schmieden.

 

Wichtig die Botschaft dahinter ist,

das ist die Kunde eines jeden Christ:

Gott liebt dich in deiner Eigenart,

drum zweifel nicht, du bist schon smart!

 

Bring lieber Freude zu Mann und Frau,

darauf ein dreifach donnerndes Helau.

 

Doch nicht nur Freude ist in der Welt,

viel Leid und Trauer uns nicht gefällt.

Wir schauen nach Osten und nach Süden,

der Krieg lässt uns gar ermüden.

 

Die Ukraine und der Gazastreifen,

überall die Raketen pfeifen,

wie kann Gott zulassen dieses Leid,

wenn ihm doch missfällt so jeder Streit.

 

Wenn er doch jeden von uns liebt,

und sich mit Israelis und Palästinenser umgibt.

Das ist die alte Menschheitsfrage:

Wieso der Schmerz und all die Klage.

 

Eine Antwort werden wir nie finden,

das Leid nur wir können überwinden.

Im Karneval es besonders gilt,

dass wir erkennen in jedem Gottes Bild.

 

Wenn ich schon den blöden Nachbarn nicht ehr,

kann Frieden wachsen nur sehr schwer.

Wenn ich aber anfang mit dem Frieden,

kann er auch in der weiten Welt werden beschieden.

 

Manch‘ Fragen werden uns ewig beschäftigen,

doch soll das unseren Anfang nicht entkräftigen.

Bevor du fragst: Warum lässt Gott das denn zu?,

frag doch lieber: Warum ich selbst mich so schwertu?

 

Besonders zum Karneval brauchts die Motivation,

den ersten Schritt zu tun, auf meinem Balkon,

es sollten versuchen Mann und Frau,

darauf ein dreifach donnerndes Helau.

Ein letztes Thema will ich wagen,

ich hoffe, ihr werdet nicht verzagen.

Die Statistik des letzten Jahres spricht Bände,

viele Eichsfelder setzten ihrer Kirche ein Ende.

 

Der Austritt auf dem Amt ist schnell gemacht,

nur 30 Euro Gebühr kostet die Schlacht.

Schon ist man raus aus diesem Verein,

ob es der Herrgott wohl findet so fein?

 

Bei all den Skandalen kann man’s wohl verstehen,

dass manch einer sich nicht mehr im Kreuzfeuer will sehen.

Wenn man nicht mehr dazugehört,

der Kirche gar ganz abgeschwört,

dann muss man sich weniger blamieren,

dass man noch gehört zu diesen Quartieren.

 

Doch wenn ich auch verstehe diesen Schritt,

so sehe ich doch kommen einen tiefen Einschnitt.

Was wird uns fehlen, wenn Kirche nicht mehr ist,

was wird dann wohl in unserer Gesellschaft vermisst?

 

Klar, wenn ich alleine trete aus,

der Laden läuft weiter – großer Applaus.

Ich selber spare Steuern und Geld,

die Kirche erfreut weiter die Welt.

 

Doch wenn immer mehr von uns die Kirche verlassen,

werden wir manche Selbstverständlichkeit verpassen.

Die RKW, die Sternsinger und die Jugendfahrt,

wer soll bezahlen diese ganze Lebensart?

 

Wir werden vieles wohl erst dann vermissen,

wenn zu viele haben geschmissen.

Lasst uns lieber feiern die Gemeinschaft der Christen,

die nicht schaut auf irgendwelche Listen.

 

Wir wollen feiern, dass es uns noch gibt,

und Gott danken, dass er uns liebt,

lasst es hören Mann und Frau,

darauf ein dreifach donnerndes Helau!

 

So ist nun meine Predigt verklungen,

ich hoffe, ihr fandet sie gelungen.

Von Segnungen, Krieg und Austritt hab ich gesprochen,

und die Freude betont in den närrischen Wochen.

 

Das hörten hier nun Mann und Frau,

darauf ein dreifach donnerndes Helau.

Nach der Predigt trat die Kallmeröder Jugendgarde auf und begeisterte die Anwesenden mit ihrer Darbietung. Im Anschluss folgte ein Schautanz der Tanzbienchen, die ebenfalls aus Kallmerode stammte und die Zuschauer faszinierte.

Gemeinsam mit der Orgel und den Karnevalisten erklang das bekannte Lied „Da simmer dabei“, bevor Kaplan Lukas Hennecke den fehlenden Witz des letzten Jahres zum Abschluss der Messe nachholte und für herzhafte Lacher sorgte.

Christoph Matthes, Präsident des Landesverband Thüringer Karnevalvereine e.V., dankte Kaplan Lukas Hennecke für die Fortführung dieser traditionsreichen Veranstaltung. Als Zeichen der Anerkennung überreichte Matthes einen Orden, der für die BDK-Meile im Sommer 2023 angefertigt wurde und die Närrische Verbundenheit der vielen Vereine in der Kirche, Thüringen, Ostdeutschland und der gesamten Bundesrepublik symbolisiert.

Für Christoph Matthes hat dieser Karnevalgottesdienst und das Datum eine besondere Bedeutung, denn genau vor fünf Jahren wurde er in dieser Messe von Pfarrer Markus Könen getauft, empfing seine erste heilige Kommunion und seine Firmung, an die er gerne zurückdenkt.

Nach dem stimmungsvollen Auszug, begleitet von „L’amour toujours“ gespielt auf der Orgel, lud Kaplan Lukas Hennecke alle Anwesenden zu einem geselligen Beisammensein in der Kirche ein, bei dem Sekt, Bier und Limonade gereicht wurden.

Der Karnevalgottesdienst in der Bonifatius-Kirche in Leinefelde bleibt eine bedeutende Tradition, die Gemeinschaft und Spiritualität auf einzigartige Weise vereint. Wir freuen uns bereits auf das nächste Jahr, wenn die Närrinnen und Narren am 22. Januar 2025 erneut in die Kirche strömen, um gemeinsam zu feiern und zu beten.