Nachdem die Karnevalssaison 2020/2021 in Präsenz abgesagt werden musste, suchten viele Vereine Alternativen, um das Brauchtum „Fasching – Fastnacht – Karneval“ auch in dieser Zeit am Leben zu erhalten. Die Möglichkeiten zum Auftakt der Saison 2021/2022 erweckten kurzzeitig Hoffnungen, die jedoch auch schnell wieder begraben wurden. Insbesondere die Tänzerinnen und Tänzer in den Garde- und Showtanzgruppen mussten unter diesen Bedingungen sehr stark leiden, konnte doch das Training nicht bzw. nur unter sehr schwierigen Bedingungen stattfinden. 

Dann sollte man doch denken, dass mit Beginn der letzten Saison jeder froh gewesen ist, dass Karneval wieder stattfinden kann, dass Veranstaltungen mit einem bunten Programm live durchgeführt werden können und dass auch die Trainings- und Wettkampfmöglichkeiten im karnevalistischen Tanz wieder gegeben sind. 

Viele Karnevalisten sahen das im Allgemeinen auch so, wie eine Umfrage der Redaktion zeigte. 

Peter Möcker aus Gotha sagte dazu : „ „Die Stallpflicht ist beendet.“, mit diesem Schlachtruf zogen die närrischen großen und kleinen Hühner und Gockel vom Gotha-Siebleber CaCuBaGoSi mit Schwung und Freude nach einer tollen 50. (+ 2) „Blaulicht“-Jubiläums-Session beim KKU in Waltershausen auf.“ 

Auch der Präsident des Landesverbandes, Christoph Matthes, genoss es, endlich wieder Karneval zu feiern: „Zum Erfurter Narrenwecken am 11.11. den Marsch vom Radisson zum Rathaus zusammen mit den Trommlern anzuführen, war Gänsehaut pur und um 11:11 Uhr das erste herzhafte Helau bei wunderbarem Sonnenschein, war unbeschreiblich.“ 

„Wir hatten eine sensationelle Saison. Man hatte das Gefühl, die Gäste waren so richtig heiß auf Karneval. Es war fast immer ausverkauft und es hat riesig Spaß gemacht.“, sagte uns Nancy Hepp, die Präsidentin des Dermbacher Carneval Club. 

Für Axel Hübner, Präsident des SCC Slusia aus Schleusingen, gab es folgende bemerkenswerte Momente: 

  • endlich mit den Jungs vom Männerballett wieder auf den Bühnen der Region unterwegs zu sein, nachdem wir zweieinhalb Jahre nur an einem Tanz trainiert haben, 
  • die Freude und das Staunen in den Augen unserer Jüngsten, die nun teilweise zum ersten Mal im Saal vor Publikum aufgetreten sind und  
  • das Wiedersehen der vielen Karnevalsfreunde aus dem eigenen, aber besonders auch aus anderen Vereinen; gibt es hier doch schon lange liebgewonnene Weggefährten. 

Trotz aller Euphorie kämpften viele Vereine in dieser Saison mit Problemen, die durch die Zwangspause, aber auch durch die aktuellen politischen Ereignisse entstanden.  

Neue Mitglieder für das Ehrenamt zu begeistern war nicht immer einfach. Auch waren teilweise ehemalige Mitglieder nicht mehr greifbar. Manch einer hatte sich an die Abende auf der Couch gewöhnt. So kam es teilweise zu einem Rückgang der Mitgliedszahlen. Umgekehrt hatten aber auch Vereine, wie z. B. der Elferrat Viernau e.V. einen Zuwachs zu verzeichnen.  

Ein ähnliches Bild lieferten auch die Gästezahlen zu den Veranstaltungen. Einerseits waren, wie z. B. oben erwähnt in Dermbach, die Veranstaltungen nahezu ausverkauft. So gab es auch für den 25. Büttenabend in Dingelstädt bereits nach 2 Stunden keine Karten mehr. Ursachen darin sehen die Vereine vor allem in der Steigerung der Lust und der Freude am Feiern und Geselligkeit nach langer Abstinenz. Aber auch verstärkte Werbemaßnahmen waren ein Garant für den Erfolg. Manche Vereine begingen ihr Jubiläum, teilweise auch mit „+1“ oder „+2“, was in der Regel auch zu mehr Besuchern führte. 

Andererseits litten einige Vereine unter mangelnden Gästezahlen. Gegenüber der Redaktion gaben sie unter anderem als Gründe an, dass sich insbesondere Senioren bzw. ältere Menschen noch nicht wieder auf große Veranstaltungen trauen, dass es in einigen Bereichen zu viele Veranstaltungen parallel oder kurz hintereinander gab und dass mancherorts weniger Interesse am Karneval besteht. 

So gut wie allen Vereinen machte die Inflation zu schaffen. Diese äußerte sich nicht nur in höheren Mietkosten für die Veranstaltungsräume, sondern in diesem Zusammenhang vor allem in den gestiegenen Kosten für Strom und Heizung. Auch sahen sich einige Vereine vor dem Problem, keinen Veranstaltungsort mehr zu haben, da mehrere Gastwirte ihr Geschäft aufgeben mussten. Aber insbesondere mit den stark gestiegenen Preisen der GEMA hatten sehr viele Vereine zu kämpfen. Diese gingen oftmals auch einher mit höheren Honoraren für die Kapellen. 

Dazu kam es zu weiteren Herausforderungen. Einige Vorstände mussten neu aufgestellt und gewählt werden. Hierzu benötigte man aber auch die geeigneten Kandidaten. Teilweise entstand eine neue Vereinskultur. Auch die Digitalisierung fand ihren Einzug in viele Vereine.  

Trotz aller Probleme und Schwierigkeiten konnte vielerorts die Saison 2022/2023 in geordneten Bahnen laufen. Das Brauchtum „Fasching – Fastnacht – Karneval“ ist mit der Pandemie nicht untergegangen. Somit können wir optimistisch auf den 11.11.2023 und die darauf folgenden Wochen und Monate blicken.