Wenn 41 Thüringer Karnevalisten ihre Koffer packen, dann nicht nur für närrische Ausgelassenheit, sondern auch für eine Reise mit Tiefgang. Drei Tage Berlin – eine Bildungsreise, die Tradition, Politik und Geschichte miteinander verband. Zwischen Bundeskanzleramt, Ständiger Landesvertretung und Berliner Unterwelten wurde nicht nur gefeiert, sondern auch gelernt, diskutiert und reflektiert.
Brauchtum und Bildung auf der Anreise – Vom Thüringer Karneval zu den Wurzeln der Demokratie
Die Reise begann, wie es sich für Karnevalisten gehört – mit guter Laune, einer gehörigen Portion Organisationstalent und einem Vortrag, der das kulturelle Erbe unseres närrischen Treibens ins Zentrum rückte. Tobias Wolf entführte uns auf der Busfahrt in die Geschichte und Bedeutung des Thüringer Karnevals, erklärte, warum unser Brauchtum mehr ist als Schunkeln und Helau und warum es sich lohnt, für seine Anerkennung als immaterielles Kulturgut zu kämpfen.
Dass das Ganze nicht als Frontalunterricht endete, dafür sorgte ein interaktives Kahoot-Quiz – schließlich lassen sich Wissen und Spaß perfekt kombinieren.
Thüringer Abend – Wenn sich Ehrenamt, Politik und Narretei die Hand geben
Am Dienstagabend wurde es festlich. Die Ständige Landesvertretung des Freistaats Thüringen verwandelte sich in eine Bühne des Ehrenamts, eine Plattform für Begegnungen und ein Fest für alle, die sich dem Karneval und der Gemeinschaft verschrieben haben.
Ein Auftakt mit Witz und Würde
Dass Stefan Gruhner, der neue Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Sport und Ehrenamt, gleich bei seinem ersten Auftritt mit einer gereimten Büttenrede glänzte, war ein Highlight. Ein Minister, der nicht nur spricht, sondern sich auf das Spielfeld des Karnevals begibt – das gibt Hoffnung für eine noch engere Zusammenarbeit.
Christoph Matthes, Präsident des Landesverbandes Thüringer Karnevalvereine, begrüßte daraufhin die Gäste mit einem Plädoyer für den Karneval als gelebte Demokratie. Dabei wurde deutlich, dass dieser Abend nicht nur der Narretei, sondern vor allem jenen gewidmet war, die ihn Jahr für Jahr möglich machen: den unzähligen Ehrenamtlichen.
🎭 Erich Ströbel, Vizepräsident der Närrisch Europäischen Gemeinschaft, betonte die internationale Dimension des Karnevals.
🎭 Das Präsidium des Bund Deutscher Karneval (BDK), darunter u.a. Marco Anderlik, Frank Prömpeler und Fred Witschel, unterstrich die Bedeutung der Zusammenarbeit über Landesgrenzen hinweg.
🎭 Karnevalisten aus der Lausitz und Mark Brandenburg schlossen neue Freundschaften – und wer weiß, vielleicht folgen bald gemeinsame Projekte?
Ein Höhepunkt des Abends: Die Ehrung von Dr. Rüdiger Grunow
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Ein Mann, dessen Leben eine einzige Büttenrede gegen die Mächtigen war. Rüdiger Grunow, Satiriker, Karnevalist, politischer Narr mit Rückgrat. Ein Hofnarr des real existierenden Sozialismus, der mit Worten kämpfte und dafür oft einen hohen Preis zahlte.
In seiner Laudatio zeichnete Christoph Matthes den Lebensweg eines Mannes nach, der Satire nicht nur als Unterhaltung verstand, sondern als Widerstand. Sein Einsatz für den Karneval in Thüringen, sein unermüdlicher Kampf für Humor als Mittel der Aufklärung – all das machte ihn zum verdienten Ehrenmitglied des LTK.
Bildung trifft Unterhaltung – Vom Kanzleramt in die Berliner Unterwelten
Nicht nur der Abend in der Landesvertretung hatte es in sich – der gesamte Aufenthalt in Berlin war gespickt mit Programmpunkten, die den Karneval in politische und historische Kontexte setzten.
Empfang im Bundeskanzleramt – Thüringen mittendrin
Während sich ein Teil der Gruppe auf historische Spurensuche begab, wurde die Thüringer Delegation um das Landesprinzenpaar Inken I. und Stephan I. im Bundeskanzleramt empfangen. Neben Matthias Polten, Frank Herrmann und Ronny Täubner war auch eine Abordnung des Sondershäuser Carnevalvereins vertreten.
Bundeskanzler Olaf Scholz empfing die Prinzenpaare aus allen Bundesländern – ein Termin, der zeigt, wie tief Karneval in der Gesellschaft verwurzelt ist. Auch hier wurde wieder deutlich: Karneval ist mehr als Feiern. Er ist Kultur. Er ist Ehrenamt. Er ist Identität.
Dunkle Welten – Eine Reise in die Geschichte unter der Erde
Die andere Hälfte der Gruppe nutzte den freien Vormittag für eine ganz besondere Exkursion: Eine Führung durch die Berliner Unterwelten.
In den Tiefen der Stadt wurde die Zeit zurückgedreht – in die Jahre des Zweiten Weltkriegs, als Schutzräume für Zivilisten eingerichtet wurden. Es ging um Luftschutz, um Zwangsarbeit, um die Frage, wie Menschen unter extremen Bedingungen überlebten. Eine beklemmende, aber wichtige Erinnerung daran, warum Demokratie und Freiheit nicht selbstverständlich sind.
Dank an alle Unterstützer – Ein närrisches Teamwork
Eine solche Fahrt wäre ohne viele helfende Hände nicht möglich gewesen. Ein großer Dank geht an:
❤️ Ronny Täubner, der die gesamte Organisation übernahm und – wie es sich für einen echten Karnevalisten gehört – mit viel Improvisationstalent und Unterstützung des gesamten Teams so manches Problem löste.
❤️ Die Bäckerei Bergmann, die uns mit FUN-Kuchen (Berliner) versorgte – der perfekte Proviant für eine närrische Reise.
❤️ Die Vereinsbrauerei Apolda, die für das leibliche Wohl mit flüssigem Thüringer Gold sorgte.
❤️ Fleischerei & Partyservice Stern, die mit Thüringer Spezialitäten den Gaumen erfreuten.
❤️ Thüringer Waldquell, für die großzügige Getränkeunterstützung.
❤️ SalzaTours, für die sichere und reibungslose Fahrt.
❤️ Das Büro von Carsten Schneider (SPD, Wahlkreis Erfurt), für das Mittagessen im Paul-Löbe-Haus und die Führung durch den Bundestag.