Man mag denken, dass ein Karnevalist in der Zeit von Aschermittwoch bis zum 11.11. nichts zu tun hat – weit gefehlt. Der Präsident des LTK, das Präsidium und die Ausschüsse haben auch in der närrischen Sommerpause alle Hände voll zu tun. Die Vorbereitungen für die die nächste Kampagne werden auch nach Aschermittwoch am Laufen gehalten und präzisiert.

Schulungen und Seminare für die Mitgliedsvereine des LTK werden geplant und organisiert, Aufgaben verteilt, neue Impulse gegeben und Vorhaben ins Leben gerufen. Alle Bereiche werden einbezogen und abgedeckt, egal ob karnevalistischer Tanz und Gesang, das gesprochene Wort, Vorstandsarbeit, Steuern und Recht, Versicherungen, Technik, Fotografie, Digitalisierung und Social Media oder die Jugend(-leitung) im Verein, für alle Interessierten wird etwas passendes angeboten.

Die ersten 111 Tage nach dem Regierungswechsel im Landesverband Thüringer Karnevalvereine waren alles andere als ruhig.
Angefangen mit der Klausurtagung nach dem Narrenkongress. Hier konnten sich alle Ausschussmitglieder direkt besser kennenlernen und ein ganzes Wochenende intensive Ausschussarbeit praktizieren. Bis heute standen weitere Präsidiums- und Ausschusssitzungen an. Ein Meilenstein war z. B. die Erscheinung des 18. Narren-Echos im komplett neuen Design, welches direkt auf großen Zuspruch traf. Außerdem wurde mit dem Redaktionsausschuss und dem Präsidenten der zukünftige Social-Media-Auftritt besprochen und soll ausgebaut werden. Besuche und Ordensübergaben zu Jubiläen von Mitgliedsvereinen konnten durch den Präsidenten und seine Stellvertreter realisiert werden.

Der neue Verbandschef, Christoph Matthes, übte sich außerdem im Klinken putzen und stellte sich bei verschiedenen Ämtern, Ministerien und Würdenträgern in Thüringen vor. Auch Treffen mit den Verantwortlichen anderer Karnevalsverbände, z. B. mit dem Präsidenten des Fastnachtsverband Franken, Marco Anderlik, zählen hierzu um die Zusammenarbeit zu stärken und weiter auszubauen.

Beim G5-Gipfel (Ostkonvent) in Anklam wurde der neue Ehrenpräsident des LTK, Michael Danz, mit dem „Ehrenorden für herausragende Verdienste um das Brauchtum Karneval im Verbandsgebiet Ost des BDK“ ausgezeichnet.
Wir wollten es genauer wissen und haben mal direkt nachgefragt…

Bei dem „Alten“ – Michael Danz:
a) Was hast du in den ersten 111 Tagen deiner Narrenrente so gemacht?
Erst einmal habe ich eine ordentliche Übergabe der Amtsgeschäfte an meinen Nachfolger begleitet und dabei zuhause gleich ein wenig Platz geschafft. Bei so manchem aktuellen Thema waren meine Gedanken immer noch gleich lösungsorientiert in der Sache aber mit einem Lächeln über mich selbst konnte ich leicht loslassen
„… Micha nicht mehr deine Baustelle!“
Es ist schon etwas leichter geworden auf meinen Schultern.
Mit viel Energie habe ich mich aber auch auf das große Strukturprojekt BDK/BkT im Tanzsport konzentriert und was soll ich sagen, in den letzten Wochen war ich jedes Wochenende dafür in Deutschland unterwegs. Von wegen Ruhestand! 😊

b) Hast du dir den „Präsi-Ruhestand“ so vorgestellt?
Ich habe in den vergangenen Jahren so viele Beispiele erleben müssen, dass Menschen nicht mit dem Ausscheiden aus der Verantwortung eines Amtes zurechtkamen, sich ständig einmischten, Ihren Nachfolgern das Leben schwer machten und so eigentlich der Sache auch noch schadeten. Ich halte es da lieber wie mein Vorgänger Rolf Fliedner und helfe gern, aber nur wenn ich gefragt werde. Damit komme ich gut zurecht und ich denke alle anderen auch. Es ist schön zu sehen wie es weitergeht im Verband mit vielen neuen Gedanken und Ansätzen, so gewöhnt man sich schnell und gern an den „Präsi-Ruhestand“!

Beim dem „Neuen“ – Christoph Matthes:
a) Was ist in deinen ersten 111 Tagen/ in deiner ersten Halbzeit als Präsi alles passiert?
Diese Frage ist gar nicht kurz und knapp und noch weniger schnell zu beantworten. Nach dem hochemotionalen Narrenkongress am 12. März 2022 lag erstmal die erste Präsidiumssitzung an. Es war äußerst ungewohnt, nicht Micha als Vorsitzenden bei dieser Sitzung zu haben sondern selbst der Vorsitzende zu sein. Aber ich habe sofort gemerkt, dass ich mich auf mein neues Präsidium verlassen kann und dass spannende Zeiten vor uns liegen. Eine Woche später habe ich dann von Micha die komplette Geschäftsstelle in der Tellstraße 7 übernommen. In einer wunderbar sortierten und vorbereiteten Übergabe hat er mir alles in sauber verpackten Kisten, sogar mit Inventarliste und Übergabeprotokoll komplett übergeben. Also genau so, wie wir es von ihm gewohnt waren und sind. Kurz darauf stand dann schon der Notartermin an, um die Übernahme auch formell abzuschließen. Ich möchte an dieser Stelle gar nicht alles hervorheben, was in den Tagen passiert ist, da es das Ganze hier unnötig in die Länge ziehen würde. Was mich auf jeden Fall am meisten bewegt hat: Nach dem Narrenkongress war unsere Klausurtagung. Hier konnte ich nicht abschätzen, wie diese ablaufen würde und ganz ehrlich, ich hatte sogar ein wenig Angst, dass sie in eine Art Klassenfahrt-Charakter rutscht und wir zwar ein schönes und erfahrungsreiches Wochenende haben werden, aber dass für den Landesverband nicht viel dabei herumkommt. Doch alle Präsidiums- und Ausschussmitglieder haben an einem Strang gezogen, an dem Samstag mit mehr als über 12 Stunden Ausschussarbeit. Das hätte ich mir nicht erträumen lassen!
Darüber hinaus gab es viele Antrittsbesuche als neuer Präsident. Einmal in der volkskundlichen Beratungs- und Dokumentationsstelle Thüringen zusammen mit unserem Ausschussvorsitzenden des Brauchtumsausschusses Theo Heinemann und wir haben viele neue Ideen zusammen mit Frau Doktor Juliane Stückrad entwickeln können. Weiter ging es mit einem Treffen des Präsidenten des Fastnachtsverbandes Franken. Von dem ich auch viel erfahren habe und wir in den nächsten Jahren sicher viel lernen können, was das Thema Fördermittel angeht. Gerade beim letzten Punkt habe ich darüber hinaus noch viel mehr Termine wahrgenommen. Ich habe einige Ministerien besucht und ihnen erzählt, was wir alles machen und welche Projekte in den Köpfen unserer Ausschussmitglieder existieren, um abzuklopfen, welche Möglichkeiten wir haben, um Fördermittel in den nächsten Jahren für all diese wunderbaren Projekte zu erhalten.

b) Hast du dir den Präsi-Posten so vorgestellt?
Da niemand gesagt hat, dass es einfach werden wird, kann man schon sagen, dass es so ist, wie ich es mir vorgestellt habe. Durch die Umstrukturierung, die in den
einzelnen Fachausschüssen gelaufen ist und mein großes Ziel endlich auf Fördermittel zugreifen zu können, hab ich mir und dem gesamten Präsidium sowie auch allen Fachausschüssen Stress gemacht, der durchaus hausgemacht ist. Aber ich kann mit stolzer Brust sagen, dass ich nicht allein bin und ein Spitzenteam hinter mir habe. Ohne dieses Team könnte ich das alles nicht bewegen und ich freue mich auf die nächste Zeit nach der Sommerpause. Denn wenn es so weitergeht, wie es angefangen hat und all die Saat, die wir jetzt ausgesät haben, in den nächsten Monaten Früchte trägt, dann sind wir auf einem sehr guten Weg unseren Landesverband mindestens genauso weiterzuführen, wie ihn uns unsere Ehrenpräsidenten hinterlassen haben.

c) Welche Hürden gab es bereits zu meistern?
Die größte Hürde war alles überhaupt erstmal zu übernehmen und dabei im Laufen zu halten. Wir haben während der Klausurtagung unser Verbandsheft fertiggestellt. Der Redaktionsausschuss hat das Narrenecho komplett neu überarbeitet und eine hervorragende Arbeit geleistet. Außerdem musste das erste Rundschreiben an die Vereine rausgehen. Indem ich mich bei Ihnen nochmals vorgestellt habe. weil nicht alle beim Narrenkongress dabei sein konnten. Und im Anschluss daran ging es hauptsächlich darum, die Seminaranmeldungen zu akquirieren. Was dieses Jahr eine besondere Herausforderung war, weil die Zeit etwas kurz geraten ist durch den Narrenkongress und die zurückliegende Pandemie. Was verhinderte, dass wir in eine langfristige Planung gehen konnten. Abschließend muss man bei den Seminaren sagen es ist sehr schleppend angelaufen. Aber zum Ende der Anmeldezeit gingen die Anmeldungen richtig durch die Decke und ich denke, wir können stolz sein, Wie wir den Neustart nach Corona gemeistert haben.
Die zweite große Herausforderung war das Thema Sommerkarneval. Viele Vereine wollten jetzt im Sommer etwas tun, was auf jeden Fall wichtig und richtig ist. Aber wir müssen auch dabei unser geliebtes Brauchtum schützen. Die meisten Vereine hatten volles Verständnis dafür, dass ein Sommerkarneval mit Kappe und Dreispitz sowie Ornat und Prinzenpaar und Orden einfach nicht denkbar ist und nichts mit unserem Brauchtum zu tun hat. Diese Vereine nutzten die Möglichkeit eines Sommerfestes auch unter einem Motto und haben damit sehr viel Kreativität bewiesen und ihr Vereinsleben auf grandiose Weise wiederbelebt. Leider sind nicht alle Närrinnen und Narren dieser Überzeugung. Aber wir als Landesverband Thüringer Karnevalvereine können sagen, wir haben bisher alles getan, was möglich war. Nachdem ich selbst auf einigen dieser Sommerfeste der Karnevalvereine war, muss ich feststellen, dass nicht ein Gast weniger gekommen ist, weil keine Narrenkappe auf den Köpfen der Akteure war. Und ich glaube, dass es sogar für Stirnrunzeln gesorgt hätte, wenn es so gewesen wäre. Denn sind wir doch mal ehrlich, wer will bei strahlendem Sonnenschein und 20 bis 30 Grad wirklich eine rote Nase tragen?

Der, der bei allen 3en dabei war – Theo Heinemann:
a) Du bist seit der Gründung des LTK im Präsidium als Protokoller tätig. Hattest du nie die Ambition Präsident zu sein/zu werden?
Alle an der Gründungsversammlung anwesenden Personen waren der Meinung, dass Rolf Fliedner die geeignete Person für dieses Amt ist. Bei der Wahl des zweiten Präsidenten des LTK stimmte auch ich für Michael Danz. Ich persönlich hatte nie Ambitionen Präsident zu sein.

b) Du bist der Einzige, der alle 3 Präsis erlebt hat… Kann man die 3 Präsidenten in ihren jeweiligen ersten Amtstagen/ersten Halbzeit/erste Saison vergleichen?
Vergleichen kann man diese drei Präsidenten nur in einem Punkt. Sie haben sich sehr intensiv in allen Belangen für den LTK engagiert. Ansonsten sind sie verschieden wie alle Menschen verschieden sind.

Für Fragen oder ein Interview stehen Christoph Matthes, LTK-Präsident, (cmatthes@ltkev.de – 0162 / 465 31 69) Michael Danz, LTK-Ehrenpräsident, (0172 / 3604744) Theo Heinemann, LTK-Gründungsmitglied (036201 / 85148) gern zur Verfügung.

Landesverband Thüringer Karnevalvereine e.V.
Heinrich-Ernemann-Straße 10
37339 Gernrode
www.karnevalthueringen.de